Da habe ich ja nun schon viel maritime Literatur gelesen, aber was mir da vor ein paar Monaten zufällig unterkam, schlug nahezu alles bisher Gelesene um Längen! Tristan Jones heißt der Mann, der über sein unglaubliches Seefahrer-Leben so meisterhaft zu erzählen wußte.
Tristan Jones wurde 1924 auf See geboren. Mit 14 Jahren verließ er die Schule und heuerte als Schiffsjunge auf einem Segelfürachter an. Im Zweiten Weltkrieg diente er bei der Royal Navy. Er wurde dreimal versenkt, noch bevor er 18 Jahre alt war. 1952 diente er auf einem Küstenvermessungsschiff, als dieses vor Aden von Guerillas in die Luft gesprengt wurde. Er trug eine Wirbelsäulenverletzung davon und war zeitweise querschnittsgelähmt. Doch Jones gab nie auf. Er verbrachte fast sein gesamtes Leben auf See. Bis zu seinem Tod 1995 hat er mehr als 400.000 sm in Yachten unter 40 Fuß zurückgelegt, davon rund 180.000 sm einhand. Er überquerte 18-mal den Atlantik, davon 9-mal einhand. Er hielt neun Weltrekorde im Segeln, darunter den für die längste Distanz. In Büchern wie „The Incredible Voyage“, „Saga of a Wayward Sailor“ und „Seagulls in my Soup“ erzählt er auf einzigartige Weise von seinem Leben, seinen Abenteuern und von seiner grenzenlosen Liebe zur See. Jones zählt heute zu den bedeutendsten maritimen Erzählern englischer Sprache. s. a. Wiki
Die folgend genannten Bücher stehen hier in der Reihenfolge, wie ich sie las. Treibgut war das erste Buch, das ich per Zufall in der Bibliothek fand. Ich war ein bisschen skeptisch, da der Klappentext verhieß, das dieser Seemann u. a. das Leben auf den Straßen New Yorks beschreibt. Ich wollte doch eigentlich was über das Meer, Schiffe usw. lesen. 😉 Aber, einmal reingeschnuppert, begann es mich, durch Jones‘ Erzählstil unweigerlich angezogen, zu packen. Ehrlich, keine drei Tage später hatte ich diesen Band durch und war einen Moment traurig, nicht direkt Nachschub zu haben. Genauso erging es mir jeweils, als ich die weiteren Bände nach der letzten Seite langsam zuklappte.
Für einen Seemann wie Tristan Jones ist es das größte anzunehmende Unglück: Landratten vom britischen Zoll beschlagnahmen seine Sea Dart, weil er die Einfuhrsteuer nicht bezahlen kann. Damit sitzt er buchstäblich auf dem Trockenen. Um sein Schiff zu befüreien, ist er gezwungen, jeden Job anzunehmen, den er kriegen kann. Das bringt ihn auf einen Kurs mitten durch den schwierigsten Ozean der Welt: die menschliche Gesellschaft. Er wird Kesselheizer im Londoner Kaufhaus „Harrod’s“, verblüfft die Zuschauer von Fernseh-Talkshows mit wilden Geschichten und schippert in New York stundenweise zahlende Gäste auf einem Charterboot im Hafenbecken herum. Er lernt das Leben auf der Straße kennen und beginnt schließlich zu schreiben, um nicht dem Alkohol zu verfallen.
Erst als er mit seinem Buch „Die unglaubliche Seereise“ einen Welterfolg landet, bekommt er wieder Wasser unter den Kiel. Er gewinnt sein Schiff zurück und beschließt, dass es nur einen Platz gibt, an dem die Sea Dart nun vor Anker gehen kann: den Ballsaal des Hotels Waldorf- Astoria in New York … 277 Seiten
Es war ein Duell, wie Medien und Publikum es lieben, und sie genossen es in vollen Zügen. Ein walisischer Dickschädel mit Holzbein legt sich mit der übermächtigen deutschen Bürokratie an: David gegen Goliath oder Tristan Jones gegen den bayrischen Löwen. Dabei sollte seine Reise quer durch Europa eigentlich das gemütlichste Stück auf seiner Weltumsegelung werden. Doch Jones sitzt im grimmigen Winter 1984/85 mit seinem Trimaran Outward Leg auf dem Main-Donau-Kanal fest. Niemand hat ihm gesagt, dass der noch nicht fertig ist. Ein Rückzug kommt für ihn nicht in Frage, und langsam füriert sein Boot ein. Also muss ein Tieflader her, der Outward Leg über die A9 zur Donau transportieren soll. Doch die Autobahnpolizei sagt „nein“. Der Trimaran sei für eine Teilsperrung 30cm zu breit, und die komme außerdem nur für Wirtschaftsgüter, nicht aber für Sportgeräte in Frage. Er müsse also leider wieder umkehren. Haben die Beamten sich so gedacht. Doch sie haben ihre Rechnung ohne den Sturm erprobten Seemann gemacht. 350 Seiten
Ein Buch, so salzig wie die See und hochgradig Sucht fördernd: An Bord des ehemaligen Seerettungsbootes Cresswell begibt sich Tristan Jones 1961 auf eine Seereise von Spitzbergen ins westliche Mittelmeer. Er wettert Stürme ab und verliert seinen Mast. Er wird von der Roten Armee aufgebracht und verschwindet für eine Weile auf rätselhafte Weise. Er schmuggelt Edamer Käse und Berberaffen, erlebt die erstaunlichen Navigationsmethoden des tauben Harry, wird von einem Wal versenkt und von der portugisischen Marine gerettet. Genauso bunt wie seine Erlebnisse sind auch die Menschen, die Tristan unterwegs trifft.
Auch dieser zweite große Bucherfolg von Tristan Jones nach Die unglaubliche Seereise ist meisterhaft erzählt, voller Enthusiasmus und Lebensfüreude und durch und durch amüsant.
Tristan Jones in Bestform. Lebendig, spitzzüngig und voller Humor schildert der walisische Seemann in diesem Buch seine Erlebnisse im westlichen Mittelmeer. An Bord des ehemaligen Seerettungsbootes Cresswell kreuzt Jones die Fahrwasser ausgefallener und schräger Typen, die an Land keiner mehr haben wollte, und die er darum auf See antrifft: zB. den vornehmen Kunstfälscher oder den brutalen Maler, den sadistischen Zahnarzt, aber auch den poetischen Maschinisten und den verständnisvollen Polizisten. Der Leser erfährt von dem nächtlichen Transport einer hochschwangeren Dame über die stürmische See und ist auch an Bord, als Tristan die Yacht eines steinreichen Eigners überführt, und im Hafen von Algier in plötzlich einsetzendem Kugelhagel feststellen muss, dass er einem füranzösischem TopTerroristen beim Schmuggeln hilft. Mit von der Partie sind in diesem Buch auch wieder Nelson, Tristans dreibeiniger Labrador, und Sissi, die Schwester des Bischofs von Southchester, der eines Tages höchstpersönlich zu Besuch kommt und auch prompt ein paar schwarze Schafe in der Herde endeckt. 288 Seiten
Über diese Reise, die Jones in dieses Buch (ICE) von 1978, stilistisch völlig anders beschreibt, sagt er später, sie sei ein Fehler gewesen. falsches Boot und Ausrüstung etc.
Gefangen im Eis. Allein auf arktischem Kurs
Tristan Jones ist 35 Jahre alt, als er mit seiner Yacht Cresswell in See sticht, um sich einen Traum zu erfüllen: weit ins ewige nördliche Eis, weiter noch als Fridtjof Nansen, 50 Jahre zuvor, zu segeln. Gemeinsam mit seinem dreibeinigen Hund Nelson wagt er das Abenteuer und beginnt seine Reise mit der Umrundung Islands. An Grönlands Küste steuert er nach Norden ins Packeis. Schneestürme, den Angriff eines Eisbären, bittere Kälte und Einsamkeit übersteht er, aber das Eis kann er nicht bezwingen. 221 Seiten
Und dieses folgende Buch muss ich noch in die Hände bekommen (Mein Wunschzettel) …
Die Idee war so ungewöhnlich, wie Tristan Jones eigensinnig: Der Brite hatte sich in den Kopf gesetzt, innerhalb einer Seereise sowohl auf dem Toten Meer als auch auf dem Titicacasee zu segeln, und damit einen weltweiten Höhenrekord für Segelschiffe aufzustellen. Er startete im Mai 1969 an der amerikanischen Ostküste und erreichte im August 1975 London. Dazwischen lagen sechs Jahre Abenteuer und eine Strecke, die dem 2-fachen Erdumfang entspricht. Unterwegs wurde er inhaftiert, im Roten Meer von Scharfschützen beschossen und in Äthiopien gerade mal eben noch vor dem Verdursten gerettet. Er kenterte am Kap der Guten Hoffnung und entdeckte eine geheime Insel mit Hunderten politischen Gefangenen. Er geriet unter Attentäter in Sansibar, Drogenschieber im Norden Kolumbiens, Straßenräuber in BogotaÃŒÂ, und begründete mit der Veröffentlichung dieses Buches seinen Weltruhm. 310 Seiten
… dann habe ich, so glaub‘ ich nun, alle in Deutsch übersetzte Bücher von Tristan Jones gelesen; schade – es war ein unwahrscheinlich großartiges Lesevergnügen! 😉 Euch ebenso viel Spaß dabei!
Und schaut unbedingt mal auf „seine“ Webseite – hier findet man z. B. eine Gesamtübersicht seiner Bücher im Original, viele Bilder, Fakten, und z.B. Videoausschnitte zu DVD’s über Tristan Jones: The Incredible Tristan Jones, 2005 (… never-before-seen photos and footage of Tristan Jones) etc. …
